Die geplante Fusion der Technischen Universität Kaiserslautern mit dem Standort Landau der Uni Koblenz-Landau wird heftig kritisiert, besonders aus Kaiserslautern. Wo bleibt der Optimismus?
Ein Kommentar
Nun haben die Hochschulen erst einmal Zeit zum Reden. Vor einer endgültigen Fusion per Beschluss im Landtag sollen sich die Unis zunächst über Details einig werden, so eine am Montagabend verabschiedete Resolution im Stadtrat von Kaiserslautern. Dies berichtet die „Rheinpfalz“ auf ihrer Internetseite. Über eine Zusammenarbeit der Unis wurde schon länger diskutiert, seit Februar ist klar: Die beiden Standorte sollen zusammengelegt werden. Kritik folgte gleich: Der Senat der Kaiserslauterer Uni empörte sich über mangelnde Beteiligung der Gremien der Hochschule. Doch wie viel Mitbestimmung ist sinnvoll? Ich finde auch, dass man die Universität mitreden lassen sollte. Aber: Wenn Mitbestimmung, dann wäre ein von allen Universitätsangehörigen gleichermaßen gewähltes Gremium geeigneter als beispielsweise der Senat, bei dem aufgrund einer Quotierung Studierende nur vier der 22 Mitglieder stellen. Der Landtag ist da das bessere Gremium: Er ist zwar nicht universitätsintern, aber basisdemokratisch gewählt, jede Stimme zählt gleich, seine Beschlüsse zählen.
In der Stellungnahme des Senats war außerdem vom „Markennamen TUK“ die Rede. Um den sollte man sich aber noch am wenigsten Sorgen machen, denn er ist noch recht neu: Die Uni kommuniziert diese Abkürzung erst seit ungefähr zwei Jahren verstärkt. Wenn ich als Studentin der TU Kaiserslautern mit jemandem über die Uni spreche, benutze ich praktisch nie die Abkürzung „TUK“. Möglicherweise könnte jemand meinen, ich spräche von Fahrzeugen oder Keksen. Während die TU München unter tum.de erreichbar ist, ist es die Kaiserslauterer Uni nicht unter tuk.de.
Zudem forderte der Senat im Februar eine Planung mit Meilensteinen und „Backstops“. Interessant, denn der Begriff „Backstop“ wurde auch im Englischen als Wort für „Auffanglösung“ erst geläufig, als er in der Brexit-Diskussion verwendet wurde. Das Motto der Brexiteers lautete ja: „Take back control“, sprich: die Kontrolle zurückgewinnen. Man könnte auch sagen: „Alleine sind wir stark.“ Genau das Gegenteil sollte doch gelten, oder? Während der Senat in einem neueren Beschluss eine, wie er es nennt, „Zwangszusammenführung“ ablehnt, hat die Fusion Chancen: Einsparungen durch Abbau von Doppelstrukturen in der Organisation können in Forschung und Lehre investiert werden. Die Unis haben andere Schwerpunkte und können sich wunderbar ergänzen. In einem Hörfunkbeitrag konnte ich außerdem hören, dass es für Studis in Landau mit der Literatur einfacher werden könnte. Klar, Kaiserslautern und Landau sind sich auch geographisch näher als Koblenz, Landau und ihre Verwaltung in Mainz. Kaiserslautern und Landau sind zudem auch im gleichen Verkehrsverbund. Und sollte es mit der Fusion mehr Vorteile für den Landauer Standort geben als für Kaiserslautern oder sollten durch Umstrukturierungen Vorteile für den Standort Landau zulasten des Standorts Kaiserslauterns entstehen, dann ist das keine Katastrophe, sondern Solidarität.
Große personelle Einsparungen, die beispielsweise auch aktuell bei der Fusion zweier Banken befürchtet werden, sehe ich nicht. Genauso wenig wie eine Veränderung der Studiengänge. Der Präsident der Kaiserslauterer Uni, Professor Helmut J. Schmidt, sagte bei einer Pressekonferenz im Februar, dass aktuelle Studierende nicht um ihre Studienverläufe besorgt sein müssten. Studienverläufe ändern sich aber auch ganz ohne eine Fusion: Mein Studiengang wurde während meines laufenden Studiums reformiert! Es wurden einige Veranstaltungen ausgetauscht mit der Bitte, bereits begonnene alte Module bis zu einem bestimmten Semester abzuschließen.
Die aktuelle Stellungnahme des Senats hält außerdem noch eine personelle Forderung bereit: Der Prozess soll unter Ausschluss von Professor Holger Burckhart stattfinden. Vielleicht wäre es besser, den Senat vom Fusionsprozess auszuschließen und stattdessen ein basisdemokratisch von allen gleichermaßen gewähltes Gremium in den Dialog mit der Regierung treten zu lassen. Und vor allem: Für weitere personelle und politische Änderungen und Forderungen bietet sich das demokratischste Werkzeug an, das wir hierzulande kennen: Die Landtagswahl. Die nächste ist noch vor der geplanten Fusion. Übrigens: Die vorhin erwähnte Internetadresse tuk.de leitet weiter zur Seite www.kuren.de. Vielleicht würde allen Beteiligten etwas Entspannung guttun, um gelassener in die Zukunft zu gehen.
Übrigens: Auch dieser Kommentar ist ein Debattentext! Schreiben Sie mir Ihre Meinung gerne unter debatte@dabars.de!